Das BeQu-Konzept

Das BeQu-Label

Zusammen mit der Forschungsgruppe Beratungsqualität am Institut für Bildungswissenschaft der Universität Heidelberg (IBW) mit zahlreichen Expertinnen und Experten haben wir ein Konzept erarbeitet, das Beraterinnen und Berater ebenso wie Beratungseinrichtungen bei der Weiterentwicklung der Qualität und Professionalität ihrer Beratungsdienstleistungen unterstützt. Das Vorhaben wurde von 2011 bis 2014 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Offener Koordinierungsprozess – gemeinsam getragene Qualitätsanforderungen

Unter aktiver Beteiligung von Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft und Praxis, Politik, Wirtschaft und Verbänden wurden ein gemeinsames Beratungsverständnis und übergreifende, von den Akteur*innen im Feld der Beratung in Bildung, Beruf und Beschäftigung gemeinsam getragene Anforderungen an die Qualität und Professionalität von Beratung definiert und Qualitätsentwicklungsinstrumente entwickelt, die wissenschaftlich fundiert und in der Praxis erprobt sind.

Aus den Qualitätsanforderungen wurden Standards entwickelt, die auf der Mitgliederversammlung des nfb 2014 einstimmig verabschiedet wurden.

Neben den Standards umfasst das Konzept noch einen Qualitätsentwicklungsrahmen, der Organisationen dabei unterstützen kann, ihre Beratungsqualität zu verbessern. Die dritte Säule des Konzepts bildet ein Kompetenzprofil.

Zusammen mit Standards und dem Qualitätsentwicklungsrahmen ist so ein umfassendes Qualitätskonzept für die Beratung in Bildung, Beruf und Beschäftigung entstanden, dem ein gemeinsames systemisches Beratungsverständnis zugrunde liegt.

Implementierung des BeQu-Konzeptes

Seit 2014 engagiert sich das nfb in der Verbreitung und Implementierung des BeQu-Konzeptes: offene Workshops oder Inhouse-Veranstaltung für Einrichtungen, eine Online-Version des Konzeptes, zahlreiche Veröffentlichungen und ein BeQu-Label für Einrichtungen, die sich verpflichtet haben, nach den Qualitätsstandards des nfb zu arbeiten.

Das BeQu-Konzept wurde zwischen 2017 und 2019 in ein europäisches Projekt (Qualiätsentwicklung in der Bildungs- und Berufsberatung – Qual-IM-G) eingebracht.

Der Qualitätsentwicklungsrahmen

Viele Beratungseinrichtungen sind daran interessiert, ihre Beratungsqualität kontinuierlich weiter zu entwickeln. Mit dem Qualitätsentwicklungsrahmen (QER) innerhalb des Qualitätskonzepts (BeQu-Konzept) steht ihnen dabei ein praktikables Instrument zur Verfügung. Dabei ist der QER nicht als ein weiteres Qualitätsmanagementmodell zu ver stehen, sondern als strukturgebender Rahmen für begründete, an aktuellen Herausforderungen der Organisation ansetzende Qualitätsaktivitäten. Als inhaltliche Bezugspunkte für die Ausgestaltung der Qualitätsentwicklung dienen die Qualitätsstandards für die Beratung in Bildung, Beruf und Beschäftigung.

Damit verbindet der QER die Prozess- mit der Inhaltsebene. Dem Konzept des QER liegt das Verständnis von Qualitätsentwicklung als spezifische Form der Organisationsentwicklung zugrunde. Das Ziel dieses Ansatzes ist es, Organisationen anzuregen, vorhandene Ressourcen zu aktivieren und Veränderungsprozesse zu initiieren, um letztlich interne und externe Leistungen zu optimieren. Beratungsanbieter werden unterstützt, in einem organisationsspezifischen Prozess erweiterte Perspektiven auf die eigene Arbeit einzunehmen, Handlungsbedarfe zu identifizieren, darauf aufbauend Ziele zu formulieren und Qualitätsprojekte durchzuführen sowie abschließend die Projektergebnisse und den Entwicklungsprozess insgesamt zu bewerten und zu reflektieren. Um eine weitgehend selbstorganisierte Nutzung des QER und eine nachhaltige Implementierung von Qualitätsentwicklung in Beratungsorganisationen zu ermöglichen, gibt es verschiedene Unterstützungsinstrumente, die bei der Gestaltung des Qualitätsentwicklungsprozesses begleitend eingesetzt werden können.

Der QER wurde von der Forschungsgruppe Beratungsqualität am Institut für Bildungswissenschaft der Universität Heidelberg in Zusammenarbeit mit Expert*innen aus dem Feld konkretisiert. Seine Praxisrelevanz und -tauglichkeit wurden in einer bundesweiten, mit 59 Beratungsanbietern durchgeführten, wissenschaftlich begleiteten und evaluierten Erprobung bestätigt.
Das nfb bietet dazu begleitende Workshops an. Einrichtungen, die sich verpflichten, nach den Standards des BeQu-Konzeptes zu arbeiten und einen Workshop durchlaufen haben, erhalten auf Antrag ein BeQu-Label.

Das Kompetenzprofil

Im Rahmen des Verbundprojektes „Beratungsqualität in Bildung, Beruf und Beschäftigung“ wurde unter dem Gesichtspunkt der Professionalität intensiv mit Expertinnen und Experten aus den unterschiedlichen Beratungsfeldern an der Entwicklung und inhaltlichen Ausdifferenzierung eines Kompetenzprofils für Beratende gearbeitet. Es stellt einen systematisch begründeten Katalog von Kompetenzen dar, welche von den beteiligten Expertinnen und Experten für eine qualitativ hochwertige Beratung im Feld Bildung, Beruf und Beschäftigung als erforderlich angesehen werden.

Das Kompetenzprofil wurde auf Basis der Analyse von realen Beratungssituationen der Bildungs- und Berufsberatung, der Berücksichtigung verschiedener Beratungsansätze sowie durch den Abgleich mit nationalen und internationalen Kompetenzprofilen weiterentwickelt. Im Ergebnis handelt es sich um ein umfassendes Kompetenzprofil, das als Referenzrahmen für eine professionelle Beratung zu verstehen ist. Es stellt einen Zugang dar, um einen zentralen Aspekt von Professionalität – die Kompetenz – der Beratenden im Kontext von Bildung, Beruf und Beschäftigung auf Grundlage von beratungsspezifischem Fachwissen und professionellen Überzeugungen zu beschreiben. Ferne zeigt das Kompetenzprofil auf, was unter professionellem (effektiv-qualitativem und ethisch gerechtfertigtem) Beratungshandeln zu verstehen ist und wie professionelle Beraterkompetenzen sowie deren Qualität im Handlungs-vollzug formuliert werden können.