Newsletter
02 | Juli 2022

Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Liebe nfb-Mitglieder,

im ersten Newsletter nach der Mitgliederversammlung vom 04. März 2022, präsentieren wir unser neues Vorstandsteam in der Rubrik „Neues aus dem nfb“.

Im Schwerpunkt widmet sich dieser Newsletter der „Kooperation und Vernetzung in der BBB-Beratung“. Wir knüpfen an die Nationale Weiterbildungsstrategie (NWS) an, die laut Strategiepapier und Umsetzungsbericht bestehende Beratungsangebote, insbesondere von Bund, Ländern, Kammern, Verbänden und Bildungswerken, zu einer flächendeckenden, qualitativ hochwertigen lebensbegleitenden Beratungsstruktur ausbauen und vernetzen will. Im Mittelpunkt steht die exemplarische Vorstellung von Beratungsnetzwerken auf Landesebene, in der Region und Kommune.

Mit dem Krieg in der Ukraine und der damit einhergehenden Herausforderung der Integration von Flüchtlingen aus diesem Land, geben wir in diesem NL Anregungen und Impulse für die BBB-Beratung dieser Adressatengruppe. Im Mittelpunkt steht dabei ein Beitrag über das Bildungs- und Berufsberatungssystem in der Ukraine von einer ukrainischen Bildungs- und Berufsberatungsexpertin.

Natürlich finden Sie in diesem Newsletter auch Hinweise auf internationale Entwicklungen, aktuelle Nachrichten, Literatur und Termine. Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre und freuen uns auf Ihr Feedback.

Mit besten Wünschen – und bleiben Sie gesund

Olaf Craney, Vorsitzender des nfb und

das Redaktionsteam
Ursula Wohlfart, Vorstandsmitglied nfb
Karen Schober, ehemalige Vorsitzende des nfb
Elisabeth Tadzidilinoff, G.I.B. – Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung mbH

Neues aus dem nfb

Neuer nfb-Vorstand

Am 4. März haben die Mitglieder des nfb einen neuen Vorstand gewählt. Pandemiebedingt musste die Wahl von November 2021 auf März 2022 verschoben werden und wurde online durchgeführt.

In diesem Newsletter wollen wir die Vorstandsmitglieder nur kurz jeweils mit einer markanten Aussage vorstellen. Eine Kurzvita finden Sie auf unserer Webseite.

Was sich der neue Vorstand für die nächsten Periode vorgenommen hat und wie er das nfb und seine strategische Ausrichtung in Zukunft ausgestalten will, darüber wird im Laufe des Sommers in einer Klausur beraten und wir werden darüber ausführlich im nächsten Newsletter im Herbst 2022 berichten.

Olaf Craney
Vorstandsvorsitzender

„Politik ist meine Leidenschaft“

Stefan Nowack
Stellvertretender Vorsitzender

Urgestein des nfb und gut vernetzt

Ursula Wohlfart
Stellvertretende Vorsitzende

Immer neugierig auf Neues und besonders engagiert für den Newsletter

Barbara Knickrehm
Schatzmeisterin

Sorgt für Struktur und Planbarkeit im nfb

Prof. Dr. Peter Weber
Beisitzer

Steht für die internationale
Vernetzung des nfb

Prof. Dr. Karl Düsseldorff
Beisitzer

Findet die Beratung von KMU wichtig

Schwerpunktthema

Kooperation und Vernetzung in der BBB-Beratung

Einführung

Die Nationale Weiterbildungsstrategie (NWS) will „Weiterbildungsberatung“ laut Strategiepapier und Umsetzungsbericht „bestehende Beratungsangebote, insbesondere von Bund, Ländern, Kammern, Verbänden und Bildungswerken, zu einer flächendeckenden, qualitativ hochwertigen lebensbegleitenden Beratungsstruktur ausbauen und vernetzen“ (BMAS & BMBF, 2019, S. 10). Dieses Ziel zur Optimierung der (Weiter-)Bildungsberatung ist keinesfalls neu (und auch vom nfb in seinem Impulspapier zur Weiterbildungsberatung von Januar 2020 gefordert), genauso wenig wie die Identifizierung von „Gelingensbedingungen“ für Vernetzung, wie sie im entsprechenden Themenlabor der NWS formuliert wurden (BMAS & BMBF, 2021b, S. 48). So hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) zwei große Förderprogramme finanziert – das Programm „Lernende Region – Förderung von Netzwerken“ (2001–2007) und „Lernen vor Ort“ (2009–2014) –, die darauf abzielten, Kooperation und Vernetzung im Bildungs- und Bildungsberatungsbereich voranzubringen. Leider sind die dort gemachten Erfahrungen und Erfolge nur ansatzweise in die NWS eingegangen, so dass „das Rad immer wieder neu erfunden werden muss.“

Die Regionaldirektionen der Bundesagentur für Arbeit haben in Kooperation mit den Ländervertrete*innen in den NWS Beratungsnetzwerken in Bildung, Beruf und Beschäftigung systematisiert nach Branchen, Handlungsfeldern und dem Status der Kooperation recherchiert (Bestandsaufnahme), um einen Prozess des Austausches auf Länderebene zu vertiefen. Leider gibt es dazu bisher keine schriftlichen Informationen wie z. B. Beratungsatlanten der Länder.

Wir stellen deshalb in diesem Newsletter exemplarisch (Bildungs‑)Beratungsnetzwerke auf Landesebene, in Regionen und Kommunen vor und hoffen, dass insbesondere neue, aber auch alte Netzwerkakteure im BBB-Beratungsbereich von den Erfolgsgeschichten lernen können. Bei allen Netzwerken handelt es sich um interorganisatorische Netzwerke, verstanden als eine spezifische, auf einen längeren Zeitraum hin angelegte Kooperation von Personen mehrerer Organisationen zur Erreichung gemeinsam festgelegter Ziele und zum Gewinn von „Mehrwert“ für die einzelnen Organisationen. Die auf das Netzwerk bezogenen Beziehungen werden ausgehandelt, sind heterarchisch und die Organisationsform beruht zumeist auf einer bestimmten Selbstverpflichtung der Mitglieder (z. B. Kooperationsvereinbarung, Leitbild). Die Mehrzahl der hier vorgestellten Netzwerke sind top-down entstanden, zumeist angestoßen durch Förderprogramme von Bund und Ländern.

Praxisbeispiele

Folgende Berichte finden Sie auf unserer Themenseite der Website des nfb:

Agentur für Erwachsenen- und Weiterbildung Niedersachsen
Autorin: Katharina Schepker

„Bildungsberatung in Niedersachsen – Vielfalt im Netzwerk“

ver.di-Forum Nord gGmbH
Autor: Dirk Kessemeyer

„Beratungsnetz Weiterbildung Schleswig-Holstein“

Landesnetzwerk Weiterbildungsberatung Baden-Württemberg (LN WBB)
Autorin: Regine Zizelmann

„Porträt Landesnetzwerk Weiterbildungsberatung Baden-Württemberg“

Agentur für Arbeit Potsdam
Autorin: Kirsten Mantho

„Das Netzwerk Runder Tisch Studienabbruch in Berlin und Brandenburg“

Wenn wir die Good-Practice-Berichte nach zentralen Gelingensbedingungen für die Kooperation in Netzwerken betrachten, die auch in vielen Beiträgen der gängigen Fachliteratur zu finden sind, ist Folgendes erkennbar und hervorzuheben:

1. Gemeinsame Ziele und ein gemeinsamer Bezugsrahmen sind unabdingbar

Alle Netzwerke streben an, ein niedrigschwelliges, allgemein zugängliches, kostenfreies und neutrales Beratungsangebot für alle Interessierten flächendeckend und kontinuierlich auszubauen und zu verbessern. Zumeist haben sie sich ein Leitbild und/oder eine Kooperationsvereinbarung gegeben, orientieren sich an gemeinsam vereinbarten Qualitätsstandards und haben Maßnahmen zur Qualitätssicherung vereinbart. Die Teilziele, auf die sie sich verständigt haben, sind vielfältig: Immer gehört der Informations- und Erfahrungsaustausch sowie die gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit dazu, aber z. B. auch Maßnahmen zur Marktanalyse und Bedarfsermittlung, gemeinsame Projekte zu bestimmten neuen Herausforderungen (z. B. Beratung von Ukraine-Flüchtlingen), Fortbildungen zur Kompetenzentwicklung des Beratungspersonals.

2. Ein Netzwerkmanagement mit Ressourcen sichert die Netzwerkarbeit besonders

In den Netzwerken haben ausgewählte Personen oder Institutionen die Aufgabe einer Netzwerkkoordinierung und bringen dafür eine entsprechende Zeitressource ein. Mancherorts wird diese Tätigkeit durch Förderprogramme, das Land, den Kreis oder die Kommune finanziell gefördert. Andernorts stemmen Mitgliedsorganisationen diese Koordinierungsaufgaben aus eigenen Ressourcen. Kern der Koordinierungsaufgaben ist zumeist die Organisation von Austauschtreffen, die Vorbereitung und Protokollierung der Sitzungen samt Einladung der Netzwerkpartner oder von Fachexpert*innen zu bestimmten neuen, aber auch alten Themen. Als „Spinne im Netz“ sorgt das Netzwerkmanagement dafür, dass die vereinbarten Netzwerkaktivitäten einzelner Personen und Organisationen zusammengeführt werden und im Netzwerk transparent sind. Fast immer sorgt es für die Außenvertretung gegenüber Auftraggebern und der Öffentlichkeit.

Anregungen, wie sinnvolle Netzwerkarbeit auch dort stattfinden kann, wo keine oder kaum Kapazitäten für Koordinierungsaufgaben vorhanden sind, liefern hier veröffentlichte Beispiele ebenso.

3. Eine gemeinsame Arbeitsgestaltung und -organisation entlastet alle Netzwerkbeteiligten

Die dargestellten Praxiserfahrungen zeigen viele praktische Vorteile der Kooperation im Netzwerk, die im Ergebnis nicht nur für die Netzwerkgemeinschaft, sondern auch für die einzelnen Mitglieder, als Institution und/oder Person, relevant sind.

Dafür ist eine durchdachte und effiziente Rollen- und Arbeitsverteilung im Netzwerk vonnöten, die das Netzwerkmanagement anstößt. Je nach Kompetenzen der Mitglieder gibt es Einzelaufgaben, die allein oder in Arbeitsgruppen erfüllt werden. Beispielsweise gibt es Expert*innen für Fortbildungen, für gekonnte Öffentlichkeitsarbeit und Social-Media-Auftritte.

Wichtig ist es –so die Erfahrungen –, dass die Netzwerke ganz gezielt eine gute Arbeitsorganisation entwickeln, die auf Vereinbarungen, Entlastung Einzelner und Vertrauen aufbaut.

4. Einer konstruktive Netzwerkkultur trägt zum Zusammenhalt bei

Gute Netzwerkarbeit braucht auch die bewusste Gestaltung der Beziehungen der Akteure. Vertrauen zählt dabei zu den konstituierenden Grundlagen. Diese herzustellen erfordert in jedem Netzwerk einen gekonnten Umgang mit der Heterogenität der Beteiligten (Individuen und ihrer Organisationen), einer guten Balance von Kooperation und Konkurrenz sowie Strategien zur Konfliktbewältigung. In den Good-Practice-Berichten werden diese Herausforderungen nur partiell beschrieben. Das ist sicher der Tatsache geschuldet, dass alle Netzwerke schon länger bestehen und somit die Findungsphase mit der Aufgabe der Vertrauensbildung schon eine ganze Zeit zurückliegt. Dennoch betonen alle Beiträge die Bedeutung der letztgenannten Aufgabe. Gerade beim Aufbau von Netzwerken oder aber in Phasen, in denen bestehende Netzwerke eine Belebung benötigen, lohnt es sich, dem Aspekt der gewünschten Netzwerkkultur angemessene Aufmerksamkeit zu schenken.

5. Kontinuität und Verstetigung der Arbeit ist eine permanente Aufgabe

Der Ausbau und die Verstetigung der Netzwerke ist für Bildungsberatungsstellen ein wichtiger Schritt, um im Interesse der Ratsuchenden dauerhaft eine qualitätvolle Beratung durchzuführen. Sie ist und bleibt daher eine permanente Aufgabe aller Netzwerkbeteiligten.

Dabei geht es nicht nur um die finanzielle Absicherung auf Dauer, sondern auch darum, die Netzwerkarbeit möglichst für alle zukunftsfähig und attraktiv zu gestalten. Nur wer als Mitglied auf Dauer vom Mehrwert des Netzwerks für die eigene Organisation überzeugt ist, bleibt dabei und engagiert sich. Insofern müssen sich Netzwerke in Zielen (neue Herausforderungen), Arbeitsorganisation und Beziehungsgestaltung immer wieder „neu erfinden“. Dabei ist es außerordentlich wichtig ist, die gute Balance von Netzwerksteuerung und Eigenverantwortlichkeit der Netzwerkpartner immer wieder auf den Prüfstand zu stellen und flexibel auf Unvorhersehbares reagieren zu können (z. B. veränderte Förderbedingen von Projekten und Programmen).

Für zukunftsfähige Arbeit im Netzwerk bleibt es wichtig, immer wieder den eigenen Mehrwert der Mitgliedschaft zu identifizieren. Es gilt also, eine permanente Veränderungsfreundlichkeit zu pflegen.

6. Ein Bewusstsein für Entwicklungsherausforderungen ist Basis für Zukunftsfähigkeit und Innovation

Alle Netzwerke – einige stärker, einige weniger stark – betonen Entwicklungsaufgaben wie z. B.:

  • Verstetigung der Finanzierung und Förderung durch Länder, Kreise und Kommunen und die gemeinsame Antragstellung für Projekte;
  • Ausbau des Angebots in Reichweite und Qualität, um für die Adressat*innen passgenaue Beratungsformate vorhalten zu können. Dazu gehört z. B. die Verstärkung der aufsuchenden Beratung für bildungs- und sozialbenachteiligte Gruppen;
  • im Zuge der Corona-Pandemie Beratungsformate über die persönliche Beratung hinaus entwickeln und professionalisieren: Telefon- und E-Mailberatung sowie Online-Beratung;
  • Kompetenzentwicklung der Beratenden für neue gesellschaftliche Herausforderungen wie z. B. die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt und die Integration von Geflüchteten (jüngst aus der Ukraine);
  • Einbringen der Netzwerkexpertise im Land, in der Region und in der Kommune, z. B. zur weiteren Förderung einer Weiterbildungsteilnahme;
  • Zusammenarbeit mit anderen Netzwerken gezielt suchen – auch europaweit –, um Synergieeffekte auszuloten
  • Social-Media-Konzepte für Auftritte bei Facebook und Instagram (weiter-)entwickeln, insbesondere um alle wichtigen Alters- und Interessengruppen zu erreichen.

Weiterführende Literatur zum Thema

Arbeitsgemeinschaft Weinheimer Initiative (Hrsg.):
Lokale Bildungsverantwortung – Kommunale Koordinierung beim Übergang von der Schule in die Arbeitswelt
Stuttgart, W. Kohlhammer GmbH, 1. Auflage, 2013

Bertelsmann Stiftung:
Praxisratgeber Zivilgesellschaft: Gut gemeint – schlecht gemacht – Schwierige Förderprojekte gemeinsam neu ausrichten
Gütersloh, Bertelsmann 2016

Bertelsmann Stiftung:
Praxisratgeber Zivilgesellschaft: Gemeinsam Wirken – Auf dem Weg zu einer wirkungsvollen Zusammenarbeit
Gütersloh, Bertelsmann 2016

Bertelsmann Stiftung:
Praxisratgeber Zivilgesellschaft: Vom Ich zum Wir – Die eigene Kooperationsfähigkeit stärken
Gütersloh, Bertelsmann 2018

GIZ GmbH (Hrsg.):
Kooperationsmanagement in der Praxis – Gesellschaftliche Veränderungen gestalten mit Capacity WORKS
Wiesbaden, Springer Gabler 2015

Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung mbH (Hrsg.):
„Netzwerke leben durch die Struktur ihrer Beziehungen“–Ein Gespräch mit Prof. Dr. Christian Stegbauer, Professor für Soziologie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main
In: G.I.B.-Info 4 (2019)

Teller, Matthias; Longmuß, Jörg:
Netzwerkmoderation: Netzwerke zum Erfolg führen (Grundlagen der Weiterbildung)
Augsburg, ZIEL -Verlag, 1. Auflage, 2007

Quilling, Elke u. a.:
Praxiswissen Netzwerkarbeit: Gemeinnützige Netzwerke erfolgreich gestalten
Wiesbaden, Springer 2013

Schubert, Herbert (Hrsg.):
Netzwerkmanagement: Koordination von professionellen Vernetzungen – Grundlagen und Praxisbeispiele
Wiesbaden, VS Verlag für Sozialwissenschaften 2008

Zimmermann, Arthur (2011):
Kooperationen erfolgreich gestalten – Konzepte und Instrumente für Berater und Entscheider
Stuttgart, Schäffer-Poeschel 2011

Unterstützungs- und Beratungsangebote für geflüchtete Ukrainer*innen

In allen Behörden, Partner- und Mitgliedsorganisationen des nfb erleben wir eine hohe Solidarität mit den Betroffenen. Überall stehen Solidaritätsbekundungen an prominenter Stelle, und es gibt einen regen Austausch an Informationen sowie zahlreiche wertvolle Übersichten für unterschiedliche Zielgruppen, z.B. für Betroffene, für ehrenamtliche Helfer*innen und professionelle Bildungs- und Beratungsanbieter.

Der Vorstand des Nationalen Forums Beratung in Bildung, Beruf und Beschäftigung e. V. (nfb) unterstützt diese Initiativen sowie die Appelle an politisch Verantwortliche. Wir, die Anbieter von Beratung, die Verbände der Berater*innen, die Fortbildungs- und Forschungseinrichtungen und die Expert*innen im Feld der Beratung zu Bildung, Beruf und Beschäftigung, wollen dazu beitragen, dass die aus der Ukraine eingereisten Menschen umfassend und bedarfsangemessen zu ihren Anliegen die Bildung, den Beruf und die Beschäftigung betreffend beraten werden. Dabei ist der freie und leichte Zugang zu einer kompetenten, fachgerechten und sprachangemessenen Beratung ein zentraler, unverzichtbarer Bestandteil und muss insbesondere für die von Krieg und Vertreibung Betroffenen schnellstmöglich sichergestellt werden.

Hierfür ist es hilfreich, die Kräfte zu bündeln und die Beratungsbedarfe der Geflüchteten mit qualifizierten Angeboten zusammen zu bringen. Auf der nfb-Webseite haben wir daher alle uns bekannten Links zu relevanten Informationen zur Bildungs- und Berufsberatung von aus der Ukraine eingereisten Menschen und deren sozialer und beruflicher Integration eingestellt.

In Ergänzung zu diesen vielfältigen und sich ständig weiterentwickelnden Informations- und Unterstützungsangeboten veröffentlichen wir einen Beitrag über das Bildungs- und Berufsberatungssystem in der Ukraine, den die Autorin, eine ukrainische Bildungs- und Berufsberatungsexpertin, für diesen Newsletter auf der Basis eines Forschungsauftrags für die European Training Foundation (ETF) geschrieben hat:

Ausgewählte Links zu weiteren Ukraine-Informationen:

Informationen zum Bildungssystem der Ukraine (BQ-Portal):
https://www.bq-portal.de/db/L%C3%A4nder-und-Berufsprofile/ukraine

Informationen über die Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen für Geflüchtete aus der Ukraine vom IQ-Netzwerk:
https://www.netzwerk-iq.de/foerderprogramm-iq/fachstellen/fachstelle-beratung-und-qualifizierung/gefluechtete-aus-der-ukraine

Forschungsberichte des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zu den Integrationschancen geflüchteter Ukrainer*innen auf dem deutschen Arbeitsmarkt:

  • Brücker, Herbert:
    Geflüchtete aus der Ukraine: Eine Einschätzung der Integrationschancen
    IAB-Forschungsbericht 4/2022
  • Bossler, Mario; Popp, Martin:
    Viele geflüchtete Ukrainerinnen könnten mittelfristig in Engpassberufen unterkommen
    IAB-Forum 23. März 2022
  • Franziska Schreyer; Anger, Silke; Grabert, Tim-Felix; Martyniuk, Olena:
    Berufliche Bildung in der Ukraine – ein Überblick.
    IAB-Forum 15.07.2022

Informationen der European Training Foundation (ETF) über die Bildungs- und Berufsberatung in der Ukraine:

Nachrichten

Neue nfb-Broschüre zur BBB-Beratungslandschaft in Deutschland erschienen

Globale Herausforderungen, wie z. B. steigende Qualifikationsanforderungen in Wirtschaft und Gesellschaft, die Alterung der Bevölkerung und ein zunehmender Fachkräftemangel verbunden mit der digitalen Transformation in allen gesellschaftlichen Bereichen sowie nicht zuletzt die Auswirkungen der Pandemie haben auch die Beratungsarbeit im Bereich Bildung, Beruf und Beschäftigung verändert und das Augenmerk auf die wachsende Bedeutung einer qualitätsvollen lebensbegleitenden Bildungs- und Berufsberatung gelenkt. Die Beratungslandschaft in Deutschland ist durch diese Entwicklungen vielfältiger und heterogener, aber auch intransparenter geworden.

Diese Veränderungen waren Anlass für das nfb, die Broschüre „Lebensbegleitende Bildungs- und Berufsberatung in Deutschland – Strukturen und Angebote“ aus dem Jahr 2014 zu aktualisieren und grundlegend zu überarbeiten. Gegliedert nach Zielgruppen und Beratungsangeboten im Bildungs- und im Beschäftigungssystem informiert die Broschüre über Beratungsstrukturen, institutionelle und gesetzliche Rahmenbedingungen sowie über Inhalte und Qualitätsaspekte. Abgerundet wird der Überblick mit Hinweisen auf die europäische Zusammenarbeit in der Bildungs- und Berufsberatung sowie deren internationale Vernetzung. Die Broschüre richtet sich an die verschiedenen Akteure im Bereich der BBB-Beratung, an in- und ausländische Beratungsfachkräfte, politisch Verantwortliche sowie die interessierte Fachöffentlichkeit. Die Erstellung der Broschüre wurde in Kooperation mit dem Nationalen Euroguidance Zentrum der Bundesagentur für Arbeit realisiert. Die Broschüre ist in deutscher und in englischer Sprache erschienen.

Veröffentlichung des Wissenschaftlichen Diskussionspapiers „Zukunftsfähig bleiben! 9+1 Thesen für eine bessere Berufsbildung“ des BIBB

In der Pressemitteilung 08/22 des Bundesinstituts für Berufsbildung (BiBB) vom 06. April 2022 wird auf die Veröffentlichung des Wissenschaftlichen Diskussionspapiers Nr. 235 hingewiesen, das den Titel trägt: „Zukunftsfähig bleiben! 9+1 Thesen für eine bessere Berufsbildung“. Vierzehn Grundprinzipien und neun Thesen bilden in dem von einschlägigen und renommierten Wissenschaftler*innen erarbeiteten WDP die Basis für Handlungs- und Entwicklungsoptionen zur „Weiterentwicklung der Berufsbildung“; das Papier greift dabei folgende Themenfelder auf:

  • Berufliche Orientierung,
  • Berufliche Bildung im Übergangssystem,
  • Berufsbildung gemäß Berufsbildungsgesetz bzw. Handwerksordnung,
  • Berufsbildung im Bereich Pflege,
  • Formale berufliche Weiterbildung,
  • Non-formale berufliche Weiterbildung,
  • Übergänge zwischen beruflicher und hochschulischer Bildung,
  • Qualifizierung des beruflichen Bildungspersonals und
  • Entrepreneurship & Intrapreneurship

Jedes der Themenfelder ist mit einer einleitenden These, einer nachfolgenden Zustandsanalyse der aktuellen Herausforderungen und mit einem Katalog von Handlungsempfehlungen gegliedert, die Herausforderungen sind überwiegend evidenzbasiert unterlegt, und die Handlungsempfehlungen überzeugen durch Eindeutigkeit und durch klare Ziel- und Zwecksetzungen der vorgeschlagenen Reform- bzw. Optimierungsvorschläge.

Aus Sicht des nfb hingegen wird bedauert, so Vorstandsmitglied Prof. Dr. Karl Düsseldorff, dass die Analysen und auch die Interventionsansätze nur in den Themenfeldern 1 (Berufliche Orientierung) und 2 (Berufliche Bildung im Übergangssystem) explizit und etwas breiter die strukturellen und qualitativen Defizite der Information und Beratung aufgreifen und hier nur verhalten Standardisierungs- und Strukturierungs- sowie Professionalisierungsoptionen in den Blick nehmen (S. 15–25 des WDPs). Auch die an weiteren Stellen (etwa: Berufsausbildung gem. BBiG/HWO, Non-formale berufliche Weiterbildung, Berufliche Bildung Pflege) angesprochenen Transparenzdefizite bzw. die eingeforderten Verpflichtungen zur Transparenz für die Nutzer*innen lassen nicht erkennen, dass das Thema: Bildung und Beratung im Lebensverlauf sich den Verfasser*innen des Papiers aufgedrängt haben, wiewohl unterschwellig eine entsprechende Sensibilität für die Herausforderungen erkennbar wird.

Positiv gewendet: Für die Beraterinnen und Berater sowie für die in diesem Feld aktiven Wissenschaftler*innen und auch den einschlägigen Institutionen und Verbänden bietet sich die Chance, die Auslassungen der Diskussionsvorlage zu füllen und auf dieser Grundlage das Informations- und Beratungsfeld innovativ anzureichern.

Das nfb wird zeitnah in diesem Sinne intern und auch mit externen Partnerorganisationen eine entsprechende Diskursstrategie einleiten – denn, um es abschließend, wie oben formuliert, zu betonen: Das Papier ist durchdacht und sehr komplex sowie stimmig, aber eben aus unserer Sicht nicht komplett.

Die angedeutete Komplettierung wird besonders dann aussichtsreich sein, wenn in diesem Diskurs einige der Verfasser*innen des WDP 235 mit eingebunden werden können.

Reform der beruflichen Weiterbildung in Deutschland – Impulse aus dem Ausland

Basierend auf der Analyse der Stärken und Schwächen des deutschen Systems, arbeitet die Studie der Bertelsmann Stiftung (April 2022) sechs zentrale Handlungsbedarfe heraus. Einer davon ist ein verbesserter Zugang zur Beratung.

Die Studie beschreibt folgende Schwächen des beruflichen Weiterbildungssystems in Deutschland mit Blick auf Beratung:

Unübersichtliches, fragmentiertes Beratungssystem, das daher für viele Gruppen (etwa Geringqualifizierte, Randbelegschaften) intransparent ist und diese nicht erreicht, auch wenn neuere Initiativen z. B. im Rahmen der Nationalen Weiterbildungsstrategie Beratungsangebote ausbauen und vernetzen

Die Studie formuliert folgende Zieldimension:

Die Überwindung von Zugangsbarrieren zu Weiterbildung (z. B. fehlende Information, mangelnde Motivation und wenig Selbstvertrauen) durch frühzeitige und niederschwellige Beratung und Aufklärung sowie Begleitung während der Weiterbildung bilden die Grundlage eines Weiterbildungssystems.

Was braucht es jetzt?

Niederschwellige Beratung und Orientierung sollten ausgebaut werden, um möglichst viele, auch weiterbildungsferne Erwerbspersonen mit den Förderinstrumenten zu erreichen.

Darauf ist zu achten:

„Zugänge, Ansprache und Unterstützung müssen sich auch an jene Gruppen wenden, die bisher – bedingt durch verschiedene Barrieren – wenig an Weiterbildung teilnehmen. (…) Von besonderer Bedeutung ist dabei der Erstkontakt aus dem Arbeitsumfeld heraus, also durch betriebliche Akteure (Personalabteilung, Betriebsräte etc.).

Ergänzend könnte insbesondere in kleinen und mittleren Unternehmen (…), eine ‚aufsuchende‘ Beratung und Orientierung etwa durch die lokale Agentur für Arbeit oder ähnliche Akteure in Frage kommen (…).

Diese neuen niedrigschwelligen und aufsuchenden Angebote sollten den Kern einer Öffentlichkeitsarbeit bilden, die über leicht nutzbare Online-Angebote und Beratungsmöglichkeiten eine hohe Reichweite herstellt. Die Existenz paralleler Informationsplattformen sollte nach Möglichkeit vermieden (…) werden. Der Bekanntheitsgrad dieser Angebote sollte durch gezielte Kampagnen gestärkt werden.“

Neue Studie der OECD 2022
Geringqualifizierten Beschäftigten zuhören: Wie Bildungs- und Berufsberatung langfristig weiterhelfen kann

Um geringqualifizierten Beschäftigten passgenaue Beratung zu Bildung, Beruf und Beschäftigung anbieten zu können hilft es, möglichst viele Einblicke in ihre Bedürfnisse und Präferenzen zu bekommen. Aus dieser Motivation heraus wurden qualitative Interviews mit geringqualifizierten Beschäftigten (QIG) geführt, in denen sie zu Beratungsangeboten befragt wurden. Konkret wurde besprochen was von Beratung erwartet wird, welche Erfahrungen mit Beratung gemacht wurden und welche Hindernisse zur Nutzung von Beratungsangeboten im Weg standen.

Die Veröffentlichung gibt viele Hinweise, wie es gelingen kann, die Beratung so weit wie möglich an die Vorstellungen und Bedürfnisse von gering qualifizierten Beschäftigten anzupassen. Sie steht im Zusammenhang mit der OECD-Studie zur Weiterbildung und Weiterbildungsberatung in Deutschland: OECD (2021), Continuing Education and Training in Germany, Getting Skills Right, OECD Publishing, Paris. Siehe auch die deutsche Übersetzung des Kapitel 4 der Studie hier.

Themen sind u. a.:

  • frühzeitige und intensive Auseinandersetzung mit der kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Umgebung der Geringqualifizierten;
  • Barrieren, die viele Geringqualifizierte davon abhalten, vorhandene Beratungsangebote zu nutzen;
  • Erwartungen Geringqualifizierter an Beratung;
  • umfassende Unterstützung der Geringqualifizierten, die verschiedene Beratungsangebote, Weiterbildungsoptionen und Fördermittel kombiniert;
  • zahlreiche Ressourcen für den gesamten beruflichen Veränderungsprozesses zur Verfügung stellen.

Interview zur OECD-Studie

Inwieweit Weiterbildungsberatung Teil einer deutlich breiter angelegten bildungspolitischen Strategie sein kann (Anerkennung informeller Kompetenzen, Angebote der Teilqualifizierung), ist Gegenstand des Interviews mit Karolin Killmeier (OECD) (YouTube Video), das im Rahmen der Reihe „Dialog Erwachsenenbildung“ aufgezeichnet wurde.

hoch & weit – Das Weiterbildungsportal der Hochschulen ist im April 2022 online gegangen

Digitalisierung, Fachkräftemangel, Transformationsprozesse: Die Arbeitswelt verändert sich rasant. Nur mit kontinuierlichen Weiterbildungen können sich Berufstätige in Zukunft wettbewerbsfähig halten. Wissenschaftlicher Weiterbildung kommt dabei eine Schlüsselfunktion zu. Ein neues Portal bietet jetzt erstmalig einen Überblick über alle Weiterbildungsangebote deutscher Hochschulen – vom mehrstündigen Seminar über Zertifikatskurse bis zum weiterbildenden Studium.

Das bundesweite Informationsangebot wird von der Hochschulrektorenkonferenz aufgebaut und betrieben und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Unter dem Portal „hoch & weit“ https://hoch-und-weit.de werden alle Weiterbildungsangebote deutscher Hochschulen gebündelt. Damit hilft hoch & weit Weiterbildungsinteressierten, Unternehmen, Personalverantwortlichen und Weiterbildungsberatenden bei der Orientierung und der Suche nach passenden Weiterbildungen. Zudem stehen nützliche Informationen rund um hochschulische Weiterbildung und ein kostenloser Weiterbildungs-Interessentest zur Verfügung.

Nationaler Bildungsbericht 2022 erschienen

Das „Netzwerk Bildung“ der Friedrich-Ebert-Stiftung hat zur Vorstellung des Nationalen Bildungsberichts am 28. Juni 2022 eine Online-Veranstaltung durchgeführt mit einem Vortrag von Prof. Dr. Kai Maaz (DIPF) und Kommentaren aus der Politik von Oliver Kaczmarek (SPD-Bundestagsfraktion) und Rainer Schulz (Staatsrat der Behörde für Schule und Berufsbildung der Freien und Hansestadt Hamburg).

Eine Dokumentation der Veranstaltung finden Sie hier.

„Bildungskommunen“ – Neues Förderprogramm des BMBF

Mit dem neuen ESF-Plus-Programm „Bildungskommunen“ unterstützt das BMBF, Landkreise und kreisfreie Städte bei der Weiterentwicklung ihrer Bildungslandschaft. Es geht um die Bewältigung drängender Herausforderungen im Bildungsbereich: von der Digitalisierung über den Aufbau neuer Kooperationen und Angebote hin zum Ausbau zukunftsträchtiger Bildungsthemen.

Ein thematischer Schwerpunkt des neuen ESF-Plus-Programms (Förderperiode 2021 bis 2027) „Bildungskommunen“ ist die Etablierung digital-analog vernetzter Bildungslandschaften für das lebensbegleitende Lernen. Insofern spielt Kooperation und Vernetzung genau wie in den Förderprogrammen „Lernende Regionen“ und „Lernen vor Ort“ eine wichtige Rolle.

Ein Kernpunkt ist dabei die Etablierung und nachhaltige Verstetigung eines digitalen kommunalen Bildungsportals, das transparent, gebündelt und zielgruppenorientiert allen Bildungsinteressierten den Zugang zu regionalen Bildungsakteuren und deren Bildungsangeboten ermöglicht. Bestehende Angebote der (Weiter-)Bildungsberatung sind einzubeziehen und mit digitalen Angeboten sinnvoll ergänzend zu verknüpfen.

Als Vorlagetermine waren der 31. März 2022 und der 30. Juni 2022 vorgesehen. Die Vorlagefristen gelten nicht als Ausschlussfrist.

Nähere Informationen finden Sie hier.

Veranstaltungsberichte

„Bildungsberatung – aktuelle Entwicklungen und Vernetzung“ – ein Rückblick auf die Tagung des Deutschen Verbands für Bildungs- und Berufsberatung e. V. (dvb)

Am 22. Juni 2022 richtete der dvb eine Onlinekonferenz aus, die dem Austausch und der Vernetzung von Berater*innen in der Bildungsberatung diente und eine große Resonanz erwirkte. Ca. 120 Personen nahmen teil, die das einschlägige, interessierte Institutionenspektrum bestehend aus Volkshochschulen, Kammern, Studienberatungsstellen, Agenturen für Arbeit, Jobcentern, Gewerkschaften, Ministerien, Einrichtungen der kommunalen Verwaltung, Landesberatungsstellen und vielen mehr abbildeten.

Rainer Thiel (Vorstandsvorsitzender des dvb) eröffnete die Veranstaltung und betonte das Ziel der Tagung: Es sollten die Veränderungen für die Bildungsberatung mit Blick auf Digitalisierung, den demographischer Wandel, die Herausforderungen durch die Corona-Pandemie, die Ergebnisse der NWS und die Einführung der „Lebensbegleitenden Berufsberatung“ der Bundesagentur für Arbeit betrachtet werden. Welche Herausforderungen ergeben sich für die Akteure in der Beratung für Bildung, Beruf und Beschäftigung (BBB-Beratung)? Könnte mehr Vernetzung untereinander hilfreich sein? – dies waren Fragestellungen, die die Veranstaltung inhaltlich begleiteten.

Prof. Dr. Bernd Käpplinger (Universität Gießen) referierte zunächst zu den „Veränderten Strukturen in der Weiterbildungsberatung“ – hauptsächlich verursacht durch die Corona-Pandemie. Er bezog sich dabei auf die Ergebnisse der zurückliegenden drei Befragungen im Rahmen des Adult Education Survey und seinen Beitrag (in Co-Autorenschaft mit Frauke Bilger) im dvb Forum 01/2022 („Berufliche Orientierung. Teil 2“, Seite 25–30). Folgende Ergebnisse stellte er heraus:

  • Die Pandemie hat die Beratung per Telefon und digitale Beratungsformate verstärkt.
  • Die Beratungsstrukturen sind größtenteils stabil geblieben – auch wenn die trägerbezogene Beratung durch Volkshochschulen und private Anbieter einen Einbruch um ca. 8 Prozentpunkte hinzunehmen hat.
  • Dass Befragte sich mehr Beratung wünschen und dennoch stagnierende bzw. sinkenden Zahlen bei der Inanspruchnahme von Beratung angaben, war das vielleicht überraschendste Ergebnis für viele. Die Ursachen für diese Diskrepanz sind jedoch nicht eindeutig erforscht und geklärt.
  • Auch konnten Forschungsergebnisse bislang nicht aufzeigen, welche Gruppen vorrangig mit dem BBB-Beratungsangebot erreicht werden und welche nicht.

In der anschließenden Diskussion wurde besonders und einmal mehr betont, dass die Beratungsstrukturen/das Beratungsangebot nach wie vor zu sehr von Projektförderungen (u. a. über den ESF) abhängen und der Ausbau von Regelstrukturen nach wie vor eine ernst zu nehmende Baustelle ist. Generell wurde erneut das Fehlen ausreichender Finanzmittel bemängelt, insbesondere um sozial Benachteiligte z. B. durch aufsuchende und maßgeschneiderte Beratung besser zu erreichen.

In der Kleingruppenarbeit standen u. a. folgende Verbesserungen für die BBB-Beratung im Fokus:

  • Verstetigung und Ausbau der Beratungsstrukturen u. a. durch keine Schwerpunktsetzung bei Projektförderungen
  • Bessere Entlohnung des Personals und Verhinderung seiner Fluktuation – z. B. durch Auslaufen von Projekten
  • Mehr und besseres Marketing für Bildungsberatung (durch die Länder wie auch über Social Media)
  • Stärkung der Kompetenzentwicklung der Beratenden (generell und insbesondere im Hinblick auf das Wissen über die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt und auf die erforderlichen Kompetenzen für den Einsatz digitaler Beratungsformate)
  • Verstetigung regionaler Vernetzung u. a. durch finanzielle Stützung und Absicherung eines guten, kompetenzgetragenen Netzwerkmanagements
  • BBB-Beratung als Teil staatlicher Daseinsvorsorge
  • Verstärkung und Verstetigung der Kooperationen der Beratenden untereinander und auf Verbandsebene
  • Regelmäßige länderübergreifende Austausche zwischen der Fachebene der Berater*innen, der Wissenschaft, der Politik und den Landes- und Kommunalverwaltungen

Bei der abschließenden Podiumsdiskussion trugen Dr. Christiane Ehses (Hessischer Volkshochschulverband e.V.), Katharina Schepker (Agentur für Erwachsenen- und Weiterbildung Niedersachsen) und Olaf Craney (Nationales Forum für Bildung, Beruf und Beschäftigung) nachdrücklich Argumente zur Schärfung und Verbesserung der künftigen Arbeit in der Nationalen Weiterbildungsstrategie (NWS) vor:

  • Einbeziehung der allgemeinen Weiterbildung und Weiterbildungsberatung und nicht nur Konzentration auf die berufliche Weiterbildung,
  • mehr Vernetzung mit der Bundesagentur für Arbeit (BA) – aber auf Augenhöhe und ohne führende Rolle der BA in (bereits etablierten) Beratungsnetzwerken,
  • auch wenn die BA mehr lebensbegleitende BBB-Beratung anbietet, sollte im Sinne der Ratsuchenden eine Vielfalt des Beratungsangebots in der Region erhalten bleiben,
  • mehr flächendeckende Vernetzung sollte nicht als Sparprogramm gesehen werden und dem Ausbau und der Optimierung der BBB-Beratung nicht entgegenstehen,
  • Forderungen nach mehr Vernetzung sollten auf gute Erfahrungen und Erkenntnisse vergangener Förderprogramme (z. B. „Lernende Regionen“, „Lernen vor Ort“) aufbauen (das Rad muss nicht neu erfunden werden),
  • die Unterfinanzierung der BBB-Beratung muss stärker in den Blick genommen werden, um zukunftsorientiert handeln zu können (mehr und zukunftsgerichtete Professionalisierung, mehr Vielfalt der Beratungsformate, mehr aufsuchende Beratung usw.),
  • um effiziente Strukturen zu etablieren und gut ausgebildetes Personal zu halten, sollten Projektförderungen verstetigt werden und Befristungen nicht länger die Basis der meisten BBB-Beratungsstellen bilden.

Die Tagung bestärkte schon länger im Raum stehende Forderungen nach einer Verstetigung und besseren Ausstattung der BBB-Beratung. Sie war wichtig für die BBB-Beratungs-Gemeinschaft, um sich besser zu vernetzen, erneut zu verständigen und zu positionieren sowie Aufwind für neue Initiativen zu schaffen und die allseits bekannten Ideen und Forderungen mit neuer Kraft voranzutreiben. Hoffnungen richteten sich dabei sowohl auf den dvb als auch auf das nfb.

Auf der Tagungswebsite finden Sie in Kürze eine Dokumentation der Tagung.

Vom Individuum her denken“ – Impressionen vom Festakt und der Fachtagung zur Ehrung von Professor Dr. Bernd-Joachim Ertelt

Corona nimmt auch auf Jubiläen keine Rücksicht, und so fand die zum 80. Geburtstag von Achim Ertelt geplante Ehrung nicht im August 2020, sondern erst am 1. Juni 2022 an der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit (HdBA) in Mannheim statt.

Rund 60 Teilnehmende, darunter sehr viele Angehörige der polnischen Universitäten Częstochowa, Lublin und Krakow, an denen Achim Ertelt viele Jahre lang lehrte, erfreuten sich an dem musikalisch umrahmten Festakt, der Laudatio des Rektors der HdBA, Prof. Dr. Andreas Frey, und der Übergabe der Festschrift „Vom Individuum her denken – Berufs- und Bildungsberatung in Wissenschaft und Praxis“, durch Prof. Dr. Michael Scharpf von der HdBA, in der über 50 Autorinnen und Autoren und Weggefährt*innen den Stand der Beratungswissenschaften im nationalen und internationalen Kontext beleuchten.

Bernd-Joachim Ertelt, der u. a. auch von 2015–2018 dem Vorstand des nfb angehörte, feierte nicht nur seinen 80. Geburtstag, sondern zugleich auch mehr als 50 Jahre in Lehre und Forschung für eine lebensbegleitende Bildungs- und Berufsberatung an der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit (und ihren Vorgängerinstitutionen), den Universitäten Mannheim und Heidelberg sowie mehreren weiteren in- und ausländischen Hochschulen. „Generationen von Beraterinnen und Beratern hat er als akademischer Lehrer (…) die Inhalte der Berufsberatung wissenschaftsbasiert vermittelt; immer auf der Suche nach der besten Methode, dem effektivsten Prozess und der überprüfbaren Wirkung (…). Sein Rat und seine Expertise sind in vielen Ländern der Erde gefragt, von Kanada bis in die Mongolei (…). Für seine Rolle als ‚deutscher Botschafter‘ der Berufsberatung und für seine Verdienste im internationalen Umfeld gebührt ihm zurecht Lob und Anerkennung.“ (zitiert aus dem Geleitwort von Heinrich Alt)

Bei der anschließenden gleichnamigen Fachtagung präsentierten einige der Festschrift-Autor*innen aktuelle Forschungsergebnisse und wissenschaftlich-philosophische Betrachtungen zum Thema, darunter Marc Schreiber von der ETH Zürich über die schweizerische Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung als „Tanz auf drei Bühnen“. Besonders anregend, aber auch kontrovers diskutiert wurde der Beitrag von Prof. Jean Guichard (CNAM/Frankreich) über den Gegensatz von Hegels „moralischem Imperativ“ und Hannah Arendts Postulat der „vita activa“, das u. a. auch der modernen Philosophie einer lebensbegleitenden Bildungs- und Berufsberatung zugrunde liegt.

GUTE BERATUNG IM JOBCENTER? Beratungsqualität als strategische Herausforderung für Führung, Fachkonzepte und Praxis in den Jobcentern

Mit diesem Thema als leitende Fragestellung organisierten der Verein Beschäftigungspolitik: kommunal e. V., das Bundesnetzwerk Jobcenter sowie das Jobcenter Wuppertal am 2. und 3. Juni 2022 in der Stadthalle Wuppertal die nunmehr 13. Tagung des Vereins und des Netzwerkes.

Eine Dokumentation der Tagung finden Sie hier.

Internationales

Nachrichten unserer internationalen Partnerorganisationen

NICE-Foundation

NICE ist ein offenes Netzwerk von Hochschuleinrichtungen und Einzelpersonen, die sich mit der akademischen Ausbildung von Praktiker*innen der Bildungs- und Berufsberatung befassen. Das Netzwerk umfasst mehr als 250 Personen aus mehr als 40 Ländern, von denen die meisten insgesamt mehr als 50 Ausbildungsprogramme für Beratungsfachkräfte in ganz Europa vertreten. Zu den Gründer*innen von NICE gehören auch Vertreter*innen deutscher Hochschulen, das Nationale Forum Beratung (nfb) sowie weitere Expert*innen der Bildungs- und Berufsberatung in Deutschland. NICE veranstaltet in mehrjährigem Abstand Fachtagungen („NICE-Academy“).

  • Neuer NICE-Vorstand gewählt:

    Dr. E. Anne Chant (Vorsitzende)
    Canterbury Christ Church University, Centre for Career and Personal Development (Vereinigtes Königreich)

    Prof. Dr. Lea Ferrari
    Associate Professor, University of Padova, Department of Philosophy, Sociology, Pedagogy and Applied Psychology (Italien)

    Prof. Dr. Teresa M. Sgaramella
    University of Padova, Department of Philosophy, Sociology, Pedagogy and Applied Psychology (Italien)

    Emma Harrison

    Prof. Dr. Filiz Keser Aschenberger
    Assistenz Professor, MA; Wissenschaftliche Mitarbeiterin – Zentrum für transdisziplinäre Weiterbildungsforschung an der Universität für Weiterbildung Krems
  • NICE Academy in Pristina/Kosovo, 7.–10. September 2022

    „Deep-Human Competences, Career Development and Counselling“; weitere Informationen zu Programm und Registrierung finden Sie hier.

IAEVG – Internationale Vereinigung für Bildungs- und Berufsberatung (AIOSP)

  • Relaunch der neuen Webseite
  • Neue Ausgabe des International Journal for Educational and Vocational Guidance, Volume 22, issue 2, July 2022,
    Part 1: Regular papers Part 2: Special Section: Migration, Education and Career Guidance, and Social Inclusion
  • IAEVG-Conference 2022 in Seoul/Südkorea, 6 – 8, Dezember 2022

    „Covid-19 and Digital Transformation: Vocational Choice, Educational Prospects and employment challenges“, Sejong University Convention Center in Seoul.

    Mehr Informationen in Kürze hier.

Literaturhinweise

Bähr, Holger et al.:
Neue Wege bei Beratung und Arbeitsvermittlung durch Digitalisierung: Online-chat ermöglicht Informationsaustausch und gegenseitige Unterstützung
IAB-Kurzbericht 9/2022 vom 12. April 2022

BiBB:
10 Jahre Anerkennungsgesetz
Pressemitteilung 07/2022 vom 31. März 2022

Cedefop et al.:
Towards European standards for monitoring and evaluation of lifelong guidance systems and services (Vol. I)
Cedefop working paper No. 9 (2022)
Luxembourg, Publications Office of the European Union 2022

Deutsches Institut für Erwachsenenbildung (DIE) (Hg.):
ProfilPASS für die Selbstständigkeit. Stärken kennen – Stärken nutzen
Bielefeld 2022
Download

Deutsches Institut für Erwachsenenbildung (DIE) (Hg.):
Deutscher Weiterbildungsatlas 2019. Kreise und kreisfreie Städte im Längsschnitt
Bielefeld, wbv Publikation 2022
Download

Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW):
Herbstakademie 2021 „Gute Arbeit in der Erwachsenenbildung“ –Nationale Weiterbildungsstrategie –wie weiter?
Download

Schiersmann, Christiane:
Weiterbildungsberatung im Kontext der Nationalen Weiterbildungsstrategie. Finanzielle und strukturelle Aspekte
Hessische Blätter für Volksbildung, 72,1 (2022), S. 43–53

Download

Enoch, Clinton; Stanik, Tim:
Rechtliche und konzeptionelle Grundlagen der Beratungen der Bundesagentur für Arbeit
Hessische Blätter für Volksbildung, 72,1 (2022), S. 54–64
Download

Termine

12.09.2022, Nürnberg
ProfilPASS-Beratendentag
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15./16.09.2022, Oldenburg
Gemeinsame Tagung von dvb, IfÖB/Universität Oldenburg und HdBA: „Von der Kita bis zum Un-Ruhestand. Berufliche Orientierung im Lebenslauf“
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20./21.09.2022, Nürnberg
Fachforum Onlineberatung des Instituts für E-Beratung
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27./28. 10. 2022,Bonn
BIBB-Kongress 22 „Future Skills – Fortschritt denken“
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04.–06.11.2022, Bonn
35. Jahrestagung des BVPPT:
„Trauma und Identität – Beziehungsdimensionen in Beratung, Pädagogik und Therapie“

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14.–15.11.2022, Berlin
Jahrestagung der bag arbeit e. V. 2022:
Fachkräfte sichern: Perspektiven schaffen durch Qualifizierung und Integration!

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11.12.2022, Onlinetagung
Herbsttagung der GLE-D:
„Das Neue noch nicht und das Alte nicht mehr – Übergänge als existentielle Herausforderung“

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Impressum

Herausgeber: Nationales Forum Beratung in Bildung, Beruf und Beschäftigung e.V. (nfb)

Vorstand: Olaf Craney (Vorsitzender); Stefan Nowack und Ursula Wohlfart (Stellvertretende Vorsitzende); Barbara Knickrehm (Schatzmeisterin); Prof. Dr. Karl Düsseldorff, Prof. Dr. Peter Weber (Beisitzer)

Geschäftsstelle: Kurfürstenstr. 131, 10785 Berlin | Tel. 030 -257 937 41 | Fax 030 -26 10 32
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