Pressemitteilung 01/2019: Nationale Weiterbildungsstrategie: Gut, aber noch nicht genug!

Das Nationale Forum Beratung in Bildung, Beruf und Beschäftigung (nfb) begrüßt es, dass in der von Bund, Ländern, Sozialpartnern und Bundesagentur für Arbeit beschlossenen Nationalen Weiterbildungsstrategie (NWS) die lebensbegleitende Weiterbildungsberatung und die Qualifizierungsberatung für kleine und mittlere Unternehmen als eines von 10 Handlungszielen enthalten ist. 

Damit wurde eine zentrale Forderung des nfb aufgegriffen: Die flächendeckende qualitativ hochwertige Bildungs- und Berufsberatung, die jedem Bürger und jeder Bürgerin in jeder Lebensphase als trägerunabhängiges Angebot zur Verfügung steht.  Auch die vom nfb in einer Stellungnahme zum Qualifizierungschancengesetz geforderte Vernetzung der Angebote der Bundesagentur für Arbeit (BA) mit bereits bestehenden Beratungsstrukturen auf lokaler Ebene findet sich in der NWS wieder.

Allerdings  muss diese Vernetzung im weiteren Prozess konkretisiert und mit finanziellen Ressourcen gestützt werden, damit auch außerhalb der BA existierende, gut funktionierende und leistungsfähige Beratungsstrukturen nicht verdrängt werden, sondern langfristig gesichert werden. Dabei können lokale Bündnisse mit verbindlich geregelten Kooperationsstrukturen zu einem flächendeckenden Beratungsnetz mit vielfältigen, niederschwelligen und wohnortnahen – aber gleichwohl abgestimmten Angeboten für alle Bürger*innen führen.

Während zur Qualität von Weiterbildungsangeboten und zur Professionalität des Weiterbildungspersonals Handlungsziele konkretisiert werden, fehlen diese leider für die Weiterbildungsberatung. Hier fordert das nfb weitere Anstrengungen. Bereits bestehende Qualitätsstandards (wie z.B. die vom nfb, dem Institut für Bildungswissenschaft der Universität Heidelberg mit zahlreichen Expertinnen und Experten in einem vom BMBF geförderten Vorhaben entwickelten Standards) sind mit Blick auf die Digitalisierung weiter zu entwickeln und zu implementieren. Bei allen durch öffentliche Mittel geförderten Angebote und Projekten sollen Mindeststandards eingehalten werden. Dazu gehören v.a. Unabhängigkeit und Neutralität, Fokussierung auf die Anliegen und Interessen der Ratsuchenden, Offenheit, Transparenz sowie aktuelle bildungs- und berufsbezogene Kompetenzen der Beratenden.

Darüber hinaus ist eine Qualifizierungsoffensive auch für das beratende Personal notwendig, das besonders in Hinblick auf die digitalen Transformationsprozesse vor neuen Aufgaben steht. Bildungsberater*innen müssen sich mit den Entwicklungen und Herausforderungen durch Digitalisierung der Arbeitswelt auseinandersetzen, um Beschäftigte und Unternehmen adäquat beraten zu können. Gleichzeitig ändern sich aber auch die Arbeitsweisen und Kommunikationssettings der Berater und Beraterinnen selbst: Wird das Beratungsangebot durch digitale Formate erweitert, reicht es nicht aus, Prinzipien und Funktionsweisen aus dem Face-to-Face-Kontext in virtuelle Welten zu übertragen.

Seit Beginn der Diskussion um Qualität und Professionalität in der Weiterbildungsberatung sind es vor allem die Berater*innen, die transparente Qualifizierungsstandards und Zugangsvoraussetzungen für das Feld fordern. Hier könnte eine unabhängige Zertifizierungsagentur formal und nonformal erworbene Kompetenzen anerkennen.

Wenig konkrete Aussagen macht das Strategiepapier zur begleitendenden Weiterbildungsberatung von zugewanderten Menschen. Gerade hier sieht das nfb aber auch Handlungsbedarf, u.a. in der interkulturellen Öffnung der Beratungsstellen.

Schließlich mahnt das nfb ein kontinuierliches, flächendeckendes Monitoring wichtiger Eckdaten zur Weiterbildungsberatung an, das in das Handlungsfeld 10 der NWS – Optimierung der Weiterbildungsstatistik – integriert werden sollte. Generell besteht nicht nur Bedarf an Evaluation und Monitoring, sondern auch Forschungsbedarf angesichts der Dynamik der Entwicklungen und Veränderungen. Das nfb war und ist hier verlässlicher und kompetenter Partner und Türöffner zur Praxis in ihrer Vielfalt.

 „Wir freuen uns, dass die Weiterbildungsberatung im Strategiepapier ihren Platz gefunden hat“, so Barbara Lampe, nfb-Vorsitzende. „Wir wünschen uns, dass in den avisierten Themenlaboren die von uns angesprochenen Konkretisierungen mit Experten und Expertinnen weiter vertieft werden. Dafür stehen wir als Dachverband gerne zur Verfügung“.

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Olaf Craney

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